USA – Washington
Was für ein geniales Gefühl ! Nach acht Jahren intensiver Suche, 9.000 erfolgreichen Funden konnte ich endlich meinen heiligen Ort besuchen …- … Amazon, Starbucks, Boenig, alle sind sie in Seattle zu Hause, transparente Darstellung oder Brainwashing? …-… SEEAA! HAWKS! SEEAA! HAWKS! SEEAA! HAWKS! … wie es sich anfühlt, wenn 75.000 verrückte Fans ihr Team zur Höchstleistung treiben …- … Willkommen in Seattle, US-Bundesstaat Washington.
Was für Archäologen die Akropolis ist, für Bergsteiger der Mount Everest
, für Fußball Freaks das Wembley Stadion
, ist für mich …- … Ja, was eigentlich? Starten wir zuerst einmal mit einer kleinen Geschichte aus meiner Vergangenheit.
Es war einmal ein kleiner Junge, der vor neun Jahren die Begriffe „Klagenfurt“ und „Sverige“ in die Google Maschine eingab. (Warum auch immer ). Diese kreative Wortkombination führte mich zu einem kleinen Teich, in der Nähe unseres wunderbaren Wörthersees. Damals wusste ich noch nicht welche Lawine ich damit ausgelöst habe
. Am Ufer dieses Teiches, zwischen den Büschen versteckt, konnte ich eine kleine Plastikdose ausfindig machen und das Unheil nahm seinen Lauf. Zuerst waren es nur ein paar einfache Funde: Einer hing am Baum, einer war unter einem Stein versteckt, der nächste in einer Hecke und wieder einer hängt unspektakulär auf einer Verkehrstafel.
Kurze Zeit später wurde nur mehr geklettert, geschwommen, gerobbt und gekrochen …- …es wurde gerätselt und gerechnet und mein Weg führte mich durch Höhlen, verlassene Gebäude und tiefe Sümpfe. Ohne einen Kompass, wasserfestes Schreibzeug, einen Verbandskasten, Gummistiefeln, einen Magneten und einer Leiter verließ ich die Wohnung generell nicht mehr. All diese Tools und noch viele mehr wurden zu meinen wichtigsten Verbündeten und täglichen Wegbegleiter. Aus Zehn wurden Hundert, aus Hundert wurden Tausend und mit den Jahren wurde die Neuntausender Grenze überschritten …- …kein Ende in Sicht. Meine Freunde mussten/müssen leiden, neue Freunde wurden gefunden und das Schicksal nahm seinen Lauf. Im Oktober 2019 war es nun endlich so weit. Nördlich von Seattle, im dritten Stock eines modernen Hochhauses liegt das Geo Cache Headquarter
.
Als ich diese heiligen Räume betrat, saß eine nette Dame hinter ihrem Schreibtisch und begrüßte mich freundlich. Wie es das Schicksal so wollte studierte sie ein Jahr in Graz, wir wurden umgehend beste Freunde und meine Nervosität und meine Aufregung waren zum Glück nun kontrollierbar. Sie führte mich exklusiv durch das komplette Geo Cache Hauptquartier. Diese ausführliche und detaillierte Besichtigung dauerte ganze zwei bis drei Minuten, denn zum Sehen gab es nichts. Also nichts für normale Menschen, für mich als Cacher-Freak, waren es die schönsten zwei Büroräume mit den vier freundlichsten Mitarbeitern, die ich jemals gesehen habe …- …meine Akropolis, mein Mount Everest, mein Wembley Stadion …- …endlich durfte ich dich kennenlernen.
Warnung: Dieser Absatz beinhaltet ausnahmslos nur nerdige Begriffe!
Hunderte Travelbugs mit einzigartigen Geschichten und ihre Tracking-Nummer lagen zum discovern bereit. Zwei von ihnen wurden sogar in den Weltraum geschickt . Die ersten Geo Coins werden ausgestellt und in einer Schatztruhe mit weiteren SWAGs präsentiert. Ich darf das kreativste Logbuch aller Zeiten loggen, denn ein DNF ist an dieser Location nicht möglich. Auf einer großen Leinwand werden die aktuellen Founds live angezeigt. Die Letterbox mit den meisten Fav. Points wurde gehoben, denn hier kann sie nicht gemuggelt werden. Obwohl die Chance auf den FTF meilenweit entfernt war, bin ich endlos glücklich. Im benachbarten Park liegen reihenweise Mystery und Multi Caches diverser DT-Wertungen, die meine Matrix weiter aufpolieren.
Ihr hab absolut keine Ahnung, wovon ich hier rede oder ? Wahrscheinlich auch besser so, denn solltet ihr einmal in den Armen des Geocachings gefangen sein, werdet ihr euch nicht mehr befreien können. Ihr werdet euren Job verlieren, eure Beziehung wird zu Bruch gehen, eure Familie werdet ihr nur mehr per Video Call sehen …- …ihr werdet euch verschulden und ständig verletzen …
…- … Nein, ganz so schlimm es ist nicht! Aber es kann sich etwas verändern, wenn ihr in dieser Welt voller Abenteuer, Herausforderungen und Schätze gefangen seid.
Geocaching ist eine aktive Schnitzeljagd, ihr müsst anhand von entweder vorgegebenen oder errechneten Koordinaten einen bestimmten Ort aufsuchen, um dort einen Schatz zu finden. Wohin es einen führt, weiß man meistens erst, wenn man dort ist.
Was man dort sucht und findet? Das weiß ich leider nicht es gibt unzählige Möglichkeit. Wer mal Lust und Laune auf eine Schnitzeljagd hat: Ich stehe jederzeit zur Verfügung! (Und mit jederzeit, meine ich jederzeit: Tag und Nacht, 24/7, bei Regen, Schnee und Hitze ). Und NEIN! Geocaching ist nicht wie Pokémons Go!!!
Seattle ist eine nostalgische Hafenstadt im US-Bundesstaat Washington gelegen. Sie liegt direkt am Pazifischen Ozean nur unweit der kanadischen Staatsgrenze entfernt. Seattle ist kein Tourismusmagnet und glänzt definitiv nicht mit Schönheit und Modernität. Aber Seattle hat deutlich mehr zu bieten als die berühmte Space Needle oder das Wohnhaus von Meredith Grey.
Obwohl ich noch nie (und dies wird sich wahrscheinlich auch kaum ändern) eine Folge von der US-Serie Grey’s Anatomy gesehen habe, wird man an jeder Ecke daran erinnert. Diesen Bezug zwischen einer Serie und einer Stadt kannte ich bis jetzt nur aus Albuquerque, New Mexico (Breaking Bad). Allerdings nehme ich an, dass bei Grey’s Anatomy weniger Crystal Meth gekocht wird, oder? Geführte Touren, unzählige Souvenirshops und die bekannten Drehorte erinnern an die Serie. Für alle Fans: Ja, Merediths Wohnhaus steht in der Nähe des Zentrums auf einem kleinen Hügel, wird von einer einfachen Familie bewohnt und darf still und heimlich besichtigt werden. Ja, der beste Platz um ein Meredith Feeling zu bekommen ist der Kerry Park. Und nein, Joes Bar gibt es nicht in echt …- … Führung beendet.
Reden wir über die traurige Schattenseite, mit der diese tolle Stadt täglich zu kämpfen hat. Seattle beherbergt die Hauptsitze von weltbekannten Firmen: Boeing, Amazon, Starbucks, nur um einige zu nennen. Diese Tatsache macht die 800.000 Einwohner Stadt wirtschaftlich sehr interessant, aber sie fordert auch einen unbezahlbaren Preis. Diese großen Player kauften und kaufen immer noch zahlreiche Wohnungen in Seattle auf. Anschließend erhöhen sie die Mietpreise und vertreiben damit die Bewohner aus ihren Wohnungen. Sie holen sich ihre billigen Gastarbeiter aus Indien und China
und verkaufen / vermieten / verschenken sie an ihr neues Personal. Die vertriebenen Mieter landen auf der Straße und dies bringt Seattle in die Top 3, der amerikanischen Städte mit der höchsten Anzahl an Obdachlosen (hinter Honolulu und New York.)
Die Stadt Seattle konnte diesen laufenden Prozess nicht mehr akzeptieren und führte die sogenannte Amazon Steuer ein. Diese Steuer zwang die großen Unternehmen dazu einen gewissen jährlichen Betrag an die Stadt zu entrichten, welcher sich von der Anzahl der angemeldeten Gastarbeiter abhängig macht. Seattle wollte dieses Geld verwenden, um in neue Wohn- und Bauprojekte zu investieren, damit man die obdachlosen Menschen von der Straße holen konnte.
Jetzt dürft ihr einmal kurz darüber nachdenken wie die Amazons, Starbucks oder Boeings reagiert haben . Habt ihr eine Idee, irgendeine Vermutung oder Vorstellung? Ich fasse es in einem Satz zusammen: F**k You, Seattle! Zieht ihr das ernsthaft in Betracht, suchen wir uns einfach einen neuen Standort. Die Steuer kam unverzüglich wieder vom Tisch und die aktuelle Situation eskalierte und scheint hoffnungslos zu sein. Zusammengefasst: ein großes, umsatzstarkes Unternehmen kauft eure Wohnung und erhöht die Mietpreise. Ihr könnt die Kosten nicht mehr stemmen und landet auf der Straße und die Stadt, das Land, die Regierung sehen zu. Unvorstellbare Hypothese für Österreich? Ich fürchte nicht, aber so funktioniert die Welt nun mal.
Grund genug für mich einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und ihre Besucherzentren zu besichtigen. Der erste Starbucks wurde Anfang der 70er-Jahre am Hafen von Seattle eröffnet und zieht heute noch Massen an. In der direkten Nähe befindet sich die Starbucks Roastery. Das offizielle Besucherzentrum des Kaffee-Giganten. Ein aufpoliertes, wunderschönes, elegantes Gebäude erwartet euch. Auch wenn man diesen Unternehmen mit viel Skepsis entgegentritt, verfällt man innerhalb weniger Minuten seiner Vormachtstellung. Das Marketingkonzept dieser Firma ist einfach nur genial und fies zu gleich.
Ich betrete die Starbucks Roastery und dieser himmlische Geruch verzaubert sofort meinen Verstand. Ihr kennt diesen Geruch, oder? Zumindest kennt ihr die Light Version, wenn ihr eine Kaffeepackung öffnet und sich dieses sagenhafte Aroma ausbreitet. Das Ganze bitte mal Tausend multiplizieren …- …also ich bin nicht im Bilde darüber wie der Himmel duften sollte, aber dieses Aroma wäre eine vertretbare Möglichkeit. Mein Besuch ist zwar schon ein paar Wochen her, aber dieser Geruch …- …dieser Geruch .
Zusätzlich ertönt eine harmonische Musik im Hintergrund und die ganze Halle glänzt in goldener Farbe. Die Angestellten strahlen einen an, als würden ihre Mundwinkel fest getackert sein und verwöhnen euch mit kostenlosen Proben …- …und dieser Geruch dazu …- …sagenhaft. Wir lieben ja alle den frischen Geruch von Kaffeebohnen, aber hier werden neue Dimensionen beschritten. Stellt es euch einmal vor: Ein typischer Regentag in Seattle (mit 300 Regentagen jährlich ist Seattle die feuchteste Stadt des amerikanischen Kontinentes), der kalte Wind lässt euch frieren und der tägliche Nebel nimmt euch die Lebensfreude …- …und dann betretet ihr dieses Gebäude! Der Duft, das goldene Ambiente, die Musik und die ganzen Süßigkeiten, die einem vor die Nase gehalten werden. So stark kann niemand sein, der sich hier nicht manipulieren und verzaubern lässt,
Als ich zwischenzeitlich wieder einmal kurzen Kontakt zu meinem Verstand aufbaute, nutze ich die raren Momente und widmete mich der Firmenphilosophie. Anhand von Kurzfilmen, Fotos und Gesprächen mit den Angestellten konnte ich herausfinden, dass Starbucks für absolute Nachhaltigkeit steht (klar, deswegen die Einwegbecher) und für einen fairen Handel und Preis. Mein Lieblingsteil: Starbucks unterstützt weltweit tausende Kaffeefarmen und Kleinbetriebe auf der ganzen Welt ! Ja, sagt einmal, glauben wir das wirklich? Die Amerikaner tun dies auf jeden Fall.
Mein Starbucks Kapitel könnt ihr einfach eins zu eins kopieren und durch Amazon ersetzen. Haargenau dasselbe Schema in Grün. (Und grün meine ich hier wortwörtlich). Das Besucherzentrum nennt sich Amazon Sphere, ist eine mehrstöckige, durchsichtige Glaskugel, in der sich (Achtung!) ein Regenwald befindet. Ein Mix aus hunderten tropischen Pflanzen und Bäume symbolisieren die nachhaltige und umweltbewusste Philosophie dieses Giganten. Die strahlenden Mitarbeiter, die über das sprichwörtliche Zahnpasta-Lächeln verfügen, klären mich über ihr Unternehmen auf. Amazon ist ein vorbildlicher Arbeitgeber, was den respektvollen und fairen Umgang mit ihren Mitarbeiten und Angestellten betrifft. *kotz, würg, hust* Ja sagt einmal, wollt ihr mich alle komplett veraschen?
Grundsätzlich wollte ich noch das Boeing-Werk in Everett besuchen, aber die hätten mir wohl erzählt, dass Kerosin gut für die Umwelt sei. Durch das ausfließende Kerosin werden die Tiere heimlich stimuliert und bekommen mehr Lust auf ein leidenschaftliches Paarungsverhalten. Dadurch steigt die Population, es werden mehr Eier gelegt und Boeing ist der Vorreiter im Kampf gegen die Hungerkrise in den Entwicklungsländern. (Reine Annahme, aber wer weiß, was man dem amerikanischen Volk alles verkaufen kann).
Sprechen wir über die Space Needle. Im Zuge der Expo wurde dieser Aussichtsturm in den 60er-Jahren gebaut und war seinerzeit das höchste Gebäude weit und breit. Aber ist dieses Wahrzeichen wirklich nur eine überteuerte Touristenattraktion oder wirklich was Besonderes? Mit einem Wort: Die Space Needle ist grenzgenial! Die Aussicht ist amazing! Das Ambiente awesome! Die Weltraumnadel dreht sich langsam um die eigene Achse und der durchsichtige Fußboden sorgt für richtig coole Schreckmomente. Es fühlt sich ein wenig wie ein kleiner Weltraumspaziergang an
, in einer Höhe von 200 Meter.
Unweit der Nadel liegt das Museum of Pop Culture. Ein absolutes Paradies für Freunde des Filmes und der Musik. Ein halber Tag reicht nicht aus, um sich durch diese Ausstellung durchzukämpfen. Die oberen Stockwerke sind der Musikgeschichte gewidmet und ich würde jetzt ewig benötigen, um euch nur einen Bruchteil aufzuzählen, welche faszinierten Schmuckstücke dort versteckt sind. Springen wir lieber in das große Kellergeschoss: Zugang nur ab 18 Jahren erlaubt und psychisch labile Personen sollen sich vom Keller bitte fernhalten. Welcome in the Hall of Fame of Horror and Science Fiction! Solltet euch bereits die Meershexe Ursula aus dem Arielle Disney Filmen schlaflose Nächte bereitet haben, spring
lieber ein Kapitel weiter.
Diese Hall of Fame ist eine Hommage an die größten Horror- und Science-Fiction-Filme unserer Zeit. Ghostface, Freddy Krueger, Creeper oder Hannibal …- …alle Helden meiner Horrorgeschichten sind hier vertreten. (Herrlich finde ich übrigens ein internes Ranking dieser Figuren nach den „Most kills“: Jason Voorhees,
Michael Meyers,
Hannibal Lector…
). Der Stuhl aus „Hostel“ lädt gemütlich zum Verweilen ein, die VHS Kassette aus „The Ring“ wartet auch euren Besuch oder man taucht zu den schwimmenden Zombie Köpfen aus „The Walking Dead“ ab. (Und mit eintauchen meine ich dies hier wortwörtlich, was ein klein wenig grindig war
).
Der absolute Höhepunkt: Screamboxen! Ihr werdet einzeln in kleine, finstere Räume verfrachtet, ohne nur im Ansatz zu wissen, was sich darin abspielt. Achtung Spoiler Gefahr: Ihr werdet schreien und in Panik verfallen, wahnsinniger Nervenkitzel und Angstzustände sind garantiert. Klingt nach megamäßigen Spaß, oder? Wer begleitet mich das nächste Mal?
Die ganzen Spielereien sind in Seattle äußert kostenintensiv, deswegen empfehle ich euch einen City-Pass zu verwenden. Zum einen spart ihr Geld und Zeit und zum anderen landet ihr bei Attraktionen, die man wahrscheinlich weniger auf der Rechnung hatte. Der Chihuly Glass Garden wäre so ein Beispiel. Dieser Garten bietet eine aufregende, einzigartige Ausstellung von, ja was eigentlich? Ich weiß es nicht, was es sein sollte, aber es sieht einfach nur toll aus. Die klassische, touristische Bootstour darf natürlich auch nicht fehlen. An der Seattle Waterfront stapeln sich die Fähren und ihr solltet auf jeden Fall ein Ticket lösen, denn der Blick auf den Hafen, auf die Skyline und das Big Wheel sind jeden US-Dollar wert.
Was zur Hölle könnte eine Brick Con sein? Irgendwelche Ideen oder Vorschläge? Die Comic Con war mir bereits ein Begriff und die Brick Con ist dasselbe nur mit Legosteinen. Einmal jährlich treffen sich Lego Freaks aus der ganzen Welt, um ihre neu erschaffenen Werke vorzustellen. Am Ende des Tages werden die Gewinner gekürt und höchstwahrscheinlich landen dann ihre Ideen unter den Weihnachtsbäumen dieser Welt. Es wird versucht berühmte Gebäude nachzubauen, kreative Eigenideen werden vorgestellt und natürlich dürfen die brutalen Lego Roboter Schaukämpfe nicht fehlen. Wie sehr liebe ich diese Steine, die in einem kleinen dänischen Dorf erfunden wurden und die Welt im Sturm erobert haben.
Bevor wir uns den sportlichen Aktivitäten der Stadt widmen, starten wir noch einen kurzen Sightseeing Rundflug. Im Gegensatz zu den meisten amerikanischen Großstädten verfügt Seattle über etwas Besonderes: Geschichte! An der Waterfront befindet sich der Pike Place Market. Es ist der älteste Markt der USA und was hier tagtäglich abgeht, muss man gesehen haben. Es wird leidenschaftlich gekauft, verkauft, gefeilscht und verhandelt.
Um tiefer in die Geschichte Seattles eintauchen zu können, ist eine Underground Tour Pflicht. In kleinen Gruppen verlässt man für wenige Stunden die Gegenwart und erkundet alte Stollen, verlassene Hotels und stillgelegte U-Bahn-Tunneln. Die unglaublichen und skurrilen Entstehungsgeschichten dieser Stadt werden für einen Moment wahr. In Zeiten der Prohibition war Seattle die wichtigste Anlaufstelle für den Schmuggel von Alkohol und Tabak. In den unterirdischen Gängen wurden diese Mittel produziert, gelagert und über den Hafen in das ganze Land vertrieben. Es gab geheime Labore und luxuriöse Gentleman Clubs, die wir auf dieser Tour kennenlernen durften.
Persönlicher Favorit. Das Pinnball Museum in Chinatown! Für ein paar US-Dollar Eintritt kann man sich den ganzen langen Tag auf dutzenden Spielautomaten austoben und versuchen, die High Scores zu brechen. Apropos Zocken, das Living Computer Experience hat einen äußerst hohen Unterhandlungswert. Unabhängige Softwareentwickler (oder wie ich sie nenne: Informatik Freaks) stellen ihr Computerspiele (Indie Games) vor. Fleißiges Test-Zocken ist erwünscht und wird erbeten, denn irgendwer muss die Games ja anspielen, bevor sie auf dem Markt landen. Wer sich nach einem nostalgischen Moment sehnt, kann sich gerne auf den alten Ataris oder auf anderen Spielkonsolen austoben. Warum erzähle ich euch das alles? Ganz einfach: Der berühmte Song von Albert Hammond „It Never Rains in Southern California“ müsste für den US-Bundesstaat Washington umgeschrieben werden. 300 Regentage
pro Jahr, dies bedeutet das Seattle und die Sonne noch einen langen Weg vor sich haben um Freunde zu werden.
Über die Aussicht von der Space Needle habe ich euch ja bereits erzählt. Die View vom Columbia Center (mit 285 Metern, das höchste Gebäude der Stadt) toppt dies alles noch einmal. Entweder löst ihr ein teures Ticket ein und fährt auf die Aussichtsplattform des 72. Stockwerkes hoch oder ihr stoppt im 40.ten und gönnt euch einen Kaffee im höchstgelegenen Starbucks der Welt. Was haben wir gelernt: Marketing ist alles!
Bevor wird über die Seahawks und die Sounders sprechen, zünden wir einmal ein Feuerwerk !
Das erste NFL Spiel meines Lebens und es war so eine absolut geile Erfahrung. 75.000 frenetische Fans erheben sich und brüllen abwechselnd: SEEAA! – HAWKS!, SEEAA! – HAWKS!, was für ein wahnsinniges Gefühl. Die Seattle Seahawks sind das ansässige Football Team und der größte Stolz der Stadt. Wenn ihr die Leute in Seattle fragt, was sie an ihrer Stadt am meisten lieben, werdet ihr nur eine Antwort bekommen: die Seahawks! Die Präsentation eines alltäglichen NFL Spiels lässt sich wahrscheinlich nur mit einem Finale einer Fußball-Weltmeisterschaft vergleichen. Am Stadioneingang spielen Bands auf, die Vorstellung der Akteure grenzt an einen Michael Bay Film und das Feuerwerk ergibt den Rest. Unterhaltung und Spektakel in jeder einzelnen Sekunde dieses dreistündigen Sport Events.
Seattle Seahawks vs. L.A. Rams: Dieses Spiel ging in die Geschichte ein. Nach mehr als 3,5 Stunden verschossen die Rams in der aller letzten Sekunde der Over Time ein sicheres Field Goal. Die Seahawks schafften den Turnaround und gewannen schlussendlich mit 30 zu 29. Ihr könnt euch nicht einmal im kleinsten Ansatz vorstellen, was am CenturyLink Field abgegangen ist.
Ähnliches durfte ich auch ein paar Tage später miterleben. Die Seattle Sounders (Soccer Team) siegten vor 50.000 Zuschauer mit 1–0 gegen Minnesota United FC. Dieselbe Show: Bands, Feuerwerk, in jeder Sekunde pure Unterhaltung und Ekstase. Man kann viel über diesen übertriebenen Patriotismus schimpfen, aber Shows und Sportevents können die Amerikaner in Szene setzten wie kein anderes Land der Welt. Und noch mal: Fußball, oder Soccer, wie es hier heißt, ist eine Randsportart. Lockt aber trotzdem 50.000 Leute ins Stadion: Wahnsinn. Die USA sind ein unglaublich sportbegeistertes Volk. Das bedeutet, wenn ihr die Möglichkeit habt schaut euch ein Football, Soccer, Eishockey, Basketball, Baseball Spiel oder was auch immer an. Ihr werdet es hundertprozentig genießen.
Mein Fazit: 90 Tage quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika gehen zu Ende und sie fanden einen krönenden Abschluss. Für viele US-Reisende spielt die regnerische Stadt im hohen Norden kaum eine Rolle. Aber ihr versäumt einiges. Nostalgie, Romantik und Action: Auf meiner internen US-Städte Ranking kapituliert sich Seattle auf Platz 3 (hinter San Diego und San Francisco).
Kosten: Dank der Global Players sind nicht nur die Mietkosten überdurchschnittlich hoch, auch alles andere ist weit über dem österreichischen und amerikanischen Durchschnitt. Wenn man allerdings aus Hawaii anreist, denkt man nur: „Wow, hier kann ich mir wieder was zum Essen leisten“!
Sicherheit: Viele Obdachlose bedeutet nicht gleichzeitig eine hohe Kriminalitätsrate. Im Gegensatz zu vielen amerikanischen Großstädten spielen Drogen und Alkohol eine geringe Rolle. Seattle gehört statistisch gesehen zu den sichersten Städten der USA und dies kann ich nur bestätigen.
…bin äußerst gespannt, ob Kanada seinen guten Ruf gerecht wird …- …mit dem Bus geht’s zuerst einmal nach Vancouver.
Hier gehts nach Vancouver 
